Bei der Osteopathie handelt es sich um eine nicht-invasive, ausschließlich manuelle Heilmethode. Im Gegensatz zur klassischen manuellen Therapie sehen und behandeln Osteopathen den Menschen in seiner Gesamtheit. Sie beziehen die körpereigenen Selbstheilungskräfte des Menschen in ihre Behandlungsmethode mit ein. Dabei nutzen sie die Technik der Palpation, das ist die Untersuchung des menschlichen Körpers, der unter der Haut liegenden Organe und Strukturen durch Betasten. Sie erspüren Bewegungseinschränkungen, Spannungen und körperliche Dysfunktionen mithilfe ihres Tastgefühls. Sowohl Diagnose als auch Behandlung erfolgt ausschließlich mit den Händen. Im Unterschied zu Schulmedizinern arbeitet der Osteopath ohne Medikamente. Osteopathische Verfahren eignen sich gut zur Therapie verschiedener Erkrankungen und Beschwerden wie zum Beispiel Arthritis, Rückenschmerzen, Ischias, Migräne, Schwindel, Bandscheibenvorfälle sowie andere Rücken- und Haltungsschäden.

Was ist der Unterschied zwischen Osteopathie und Physiotherapie? Beide Therapieformen behandeln Verletzungsfolgen, Schmerzen, Fehlentwicklungen und Funktionsstörungen im Bereich der Haltung und Bewegung, der inneren Organe sowie des Nervensystems. Sie unterscheiden sich jedoch bei den Behandlungstechniken. Der Physiotherapeut setzt überwiegend auf Rehabilitationsübungen zur Stärkung der Muskulatur, Verbesserung der Ausdauer oder auch Wiederherstellung der Feinmotorik. Dazu nutzt er bestimmte Behandlungsformen, unter anderem Krankengymnastik, Lymphdrainage, Ultraschall, Massage sowie Bewegungstherapie. Der Osteopath hingegen verwendet überwiegend viszerale und kraniale Techniken. Damit wird das muskuloskelettale System des Menschen positiv beeinflusst und gekräftigt. Osteopathische Techniken konzentrieren sich daher besonders auf die Wirbelsäule, die Gelenke und die Muskeln.

Welche Arten von Osteopathie gibt es? Die osteopathischen Therapiemethoden lassen sich hauptsächlich in drei Behandlungsbereiche einteilen: parietale, viscerale und craniosacrale Osteopathie. Die parietale Therapie befasst sich mit Bewegungseinschränkungen des Skelettsystems. Sie diagnostiziert und behandelt Störungen, Ungleichgewichte und Blockaden der Gelenke, Muskeln, Sehnen, Bänder und Faszien. Durch myotensive Muskeldehnung (Muskelenergie-Technik) können z. B. Gelenkblockierungen gezielt wieder gelöst werden. Der parietale Therapieansatz kommt insbesondere bei Sport- oder Unfallverletzungen, Haltungsschäden oder Rückenschmerzen zur Anwendung. Die viszerale Therapie behandelt Funktionsstörungen der Organe des Brust-, Bauch- und Beckenraums sowie des Binde- und Fasziengewebes. Organe sind durch Bindegewebe am Bewegungsapparat, das sind die Knochen, Gelenke, Bänder, Sehnen sowie das Muskel- und Fasziensystem, befestigt und stabilisieren sich gegenseitig. Jede organische Dysfunktion, z. B. aufgrund von Infektionen, Operationen, schlechter Haltung, Skoliosen oder auch Fehlernährung kann starke lokale Spannungen und Nervenirritationen verursachen. Diese übertragen sich leicht auf den Bewegungsapparat. Eine Verstopfung kann so unter Umständen Hüftgelenkbeschwerden verursachen. Eine Blasenentzündung kann zu Schmerzen an der Lendenwirbelsäule führen. Ziel der viszeralen Therapiemethode ist es, solche Störungen des Bewegungsapparates unter Einbeziehung des Organsystems zu behandeln. Die craniosacrale Therapie schließlich kuriert Funktionsstörungen im Bereich des Schädels, der Wirbelsäule und des Kreuzbeins. Typische Indikationen für diese besonders sanfte Therapie sind Kopfschmerzen, Kreuzschmerzen, ein Bandscheibenvorfall oder das Karpaltunnelsyndrom.

Teilen